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Raus aus der eigenen Blase - Abschiedsinterview mit Herrn Dr. Halfar

Ein Interview zwischen zwei Freunden oder Die Kunst, trotzdem Freunde zu bleiben.

Harald Gesell und Rainer Halfar trafen sich 1978 während einer Geographie-Exkursion in Sizilien zum ersten Mal. Es entstand eine Studienfreundschaft zwischen ihnen und auch ihren späteren Ehefrauen.
Als waschechter Mannemer wählte Harald Gesell seine Heimatstadt als Lebens- und Arbeitsmittelpunkt und war 40 Jahre als Lehrer am FGM tätig. Abwanderungsgedanken hegte er nie.

Anders Rainer Halfar: Auf Grund der sich schlagartig gewandelten Einstellungssituation in Baden-Württemberg startete Rainer Halfar seine berufliche Laufbahn als Pädagoge in Hannover.
Nach weiteren Stationen an der Europäischen Schule Karlsruhe, an Gymnasien in Maulbronn und auf der Vogelstang bewarb er sich 2006 als Schulleiter am Feudenheim-Gymnasium in Mannheim.25 Jahre später erreichte Harald Gesell ein überraschender Anruf seines Studienfreundes mit der Nachricht: „Ich habe mich in Feudenheim als Schulleiter beworben. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass ich dein Chef werde.“


Harald Gesell:
Warum ein Interview statt eines „letzten“ Briefs, um sich von der Schulgemeinschaft des FGM nach nunmehr 17 Jahren zu verabschieden?

Rainer Halfar:
Für mich ist es wichtig, dass mein Rückblick nicht nur aus meiner eigenen Perspektive erfolgt. In einem Brief bewege ich mich in meiner eigenen Blase. Er ist formal und monoperspektivisch. Es könnte dazu führen, dass ich nur meine eigenen Gedanken und Erinnerungen wiederhole, ohne andere Meinungen oder Sichtweisen zu berücksichtigen. Bei einem Interview hingegen gibt es Raum für Nachfragen, die mich dazu anregen, meine Zeit als Schulleiter aus anderen Blickwinkeln zu betrachten.

Harald Gesell:
Vor einigen Jahren habe ich dich einmal gefragt: „Würdest du es nochmal machen?“ Deine Antwort war lediglich: „Gute Frage!“ Was würdest du heute, knapp zwei Monate vor deiner Pensionierung, antworten?

Rainer Halfar:
"Ich würde es nochmal machen." Die Möglichkeit, das Leben von Schülern positiv zu beeinflussen, ihre Entwicklung zu fördern und sie auf ihren zukünftigen Weg vorzubereiten ist eine erfüllende Aufgabe. Die Freude, Schülerinnen und Schüler wachsen zu sehen und ihre Erfolge und Fortschritte mitzuerleben, macht den Beruf des Schulleiters lohnenswert. Natürlich gibt es auch schwierige Tage und Entscheidungen sowie Frustration, aber insgesamt würde ich es wieder so machen, weil in der Rückschau letztendlich die positiven Momente überwiegen.

Harald Gesell:
Es gibt ja das Gerücht, du habest nach deiner Nichtanstellung in Baden-Württemberg seinerzeit geschworen, es „denen irgendwann zu zeigen“, indem du als Schulleiter wieder zurückkommst.

Rainer Halfar (lacht):
Diesen Schwachsinn höre ich heute zum ersten Mal.

Harald Gesell:
Was also war dann deine wahre Motivation, Schulleiter zu werden?

Rainer Halfar:
Nach meiner Zeit als Junglehrer in Hannover übernahm ich anschließend an der Europäischen Schule Karlsruhe neben dem Unterricht auch administrative Aufgaben - z. B. als Mitglied einer Lehrplankommission für Chemie in Brüssel. Dabei hatte ich die Möglichkeit, Schulen in Spanien, Italien, Frankreich, GB, Österreich, Dänemark, Schweden, Luxemburg, Belgien, Russland und den Niederlanden vor Ort kennen zu lernen. Die Auseinandersetzung mit Verwaltungs- und Gestaltungsaufgaben in anderen Schulsystemen und Ländern eröffnete mir neue Horizonte und machte mich neugierig darauf, selbst „Schule zu gestalten“.

So bin ich Schritt für Schritt in die Aufgabe „Schulleitung“ hineingewachsen. Es war eine organische Entwicklung. Zu Beginn meines Studiums wollte ich Lehrer werden, die Leitung einer Schule zu übernehmen lag noch außerhalb meines Horizonts. – und ich hatte das abschreckend enge Korsett schulischer Vorschriften damals noch gar nicht im Blick. Vielleicht war es auch noch nicht so eng gestrickt wie heute.

Harald Gesell:
Genau dieses enge Korsett hat mich die letzten Jahre meiner Laufbahn zunehmend genervt. Kannst Du etwas konkreter werden?

Rainer Halfar:
Bevor ich darauf eingehe, möchte ich einige systemische Gedanken loswerden. Ein Schulleiter handelt nicht im leeren Raum, es bestehen zahlreiche Verflechtungen und damit Abhängigkeiten. Eine Schule und ihr Umfeld verändern sich in einem dynamischen politischen und gesellschaftlichen Umfeld stetig. Sie unterliegt einem ständigen Innovationszwang. Das Gelingen von Innovationen ist immer abhängig von der Wahl eines geeigneten Zeitpunktes. Innovationen erfordern personelle, finanzielle, oder technische Unterstützung. Als Schulleiter sollte man die personellen, finanziellen und technischen Rahmenbedingungen bzw. Möglichkeiten seiner Schule sehr genau kennen und realistisch einschätzen, um erfolgreich agieren zu können.

Die Geduld des Schulleiters ist ebenfalls entscheidend. Manchmal dauert es eine gewisse Zeit, bis ein ausreichender "Leidensdruck" im Kollegium bzw. in der Elternschaft vorhanden ist und das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Veränderungen wächst. Agiert er zu früh, ist der Widerstand bzw. Beharrungszustand zu groß und er scheitert mit der besten Idee.

Letztendlich geht es darum, eine Balance zu finden. Ein Schulleiter sollte weder zu früh noch zu spät handeln, sondern den richtigen Zeitpunkt für Innovationen abwägen und die vorhandenen Ressourcen optimal nutzen, um die bestmöglichen Veränderungen in der Schule zu erreichen. Ich hoffe, mir ist dies in den meisten Fällen gelungen. Eine Diskussion um die Neuausrichtung der Profile am FGM während der Corona-Pandemie war aber sicherlich nicht der optimale Zeitpunkt ...

Harald Gesell:
Das erinnert mich spontan an die Diskussion über die völlige Umgestaltung „meines“ liebgewonnen Lehrerzimmers, die ich nicht für eine deiner besten Ideen hielt, ganz im Gegenteil.

Rainer Halfar:
Letztendlich haben sich die Ideen und Wünsche des zunehmend jünger werdenden Kollegiums in einem demokratischen Prozess durchgesetzt. Und du hast dennoch einen Weg gefunden, dein persönliches Revier im Lehrerzimmer zu erhalten.

Harald Gesell:
Abgesehen von diesem „Triumph“: Was an wirklich Wichtigem ist dir gelungen? Was hast du erreicht? Was eher nicht?

Rainer Halfar:
Als Schulleiter war es mein Ziel, das Feudenheim-Gymnasium organisch weiterzuentwickeln. Dies bedeutet, dass das schulische Angebot immer wieder an neue Gegebenheiten angepasst werden musste. In diesem Sinne haben wir z. B. 2017 am Schulversuch „IMP“ teilgenommen und schließlich das Profilfach „IMP“ – Informatik, Mathematik und Physik – als erstes Gymnasium in Mannheim eingeführt.
Als wichtigsten Erfolg sehe ich aber die positive Resonanz in Form kontinuierlich gestiegener Anmeldezahlen und einer veränderten Wahrnehmung des Feudenheim-Gymnasiums in der Mannheimer Schullandschaft. Als ich 2006 als Schulleiter am Feudenheim-Gymnasium antrat, war es das kleinste Gymnasium in Mannheim mit geringen Schüler- und Anmeldezahlen. Es gab pro Jahrgang zwei bis drei Klassen.
Heute sind wir ein drei- bis vierzügiges Gymnasium mit beständig hohen Anmeldezahlen.

Diese positive Resonanz ist ein Zeichen dafür, dass die Schule - Schulleitung und Kollegium - erfolgreich darin war, durch Innovationen ein attraktives Bildungsangebot zu schaffen, das den Bedürfnissen der Schüler und den Erwartungen der Eltern entspricht.

Ein wichtiger Faktor für die veränderte Wahrnehmung des Feudenheim-Gymnasiums war zweifellos auch die umfangreiche und gelungene Sanierung. Unser Schulträger hat auf Initiative der Schulleitung insgesamt fast 9 Millionen Euro in die Renovierung des Schulgebäudes, des Schulgeländes, der Sportanlagen und des Pavillons investiert. An dieser Stelle möchte ich meinen besonderen Dank an die Vertreter der Stadt Mannheim und engagierte Vertreter aus der Elternschaft aussprechen, die uns bei der Durchführung dieser Projekte tatkräftig unterstützt haben. Dies war von unschätzbarem Wert und hat dazu beigetragen, dass wir nun über moderne und bestausgestattete Räumlichkeiten verfügen, die eine optimale Lernumgebung für unsere Schülerinnen und Schüler bieten.

Aber der Inhalt ist wichtiger als die Hülle. Weit bedeutender für die veränderte Wahrnehmung unserer Schule sind deren pädagogische und didaktische Weiterentwicklung:

So haben wir unser schulisches Angebot erweitert, indem wir Kooperations- und Partnerschaftsverträge mit verschiedenen Bereichen wie Kultur (Nationaltheater Mannheim), Sport (Mannheimer Hockey-Club), Wissenschaft (Stützpunktschule Molekularbiologie) und Wirtschaft (ROCHE, LANXESS) abgeschlossen haben.

Außerdem bieten wir seit 2007 ein festes Programm von außerschulischen fachlichen und pädagogischen Veranstaltungen für alle Klassenstufen an. Seit 2015 nehmen wir zudem am Präventionsprojekt "stark.stärker.WIR" teil, haben den "Klassenrat" eingeführt und nehmen an „Lions Quest“ teil. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Auch war die Digitalisierung schon früh für uns ein wichtiger Schwerpunkt. Zu Beginn war die Euphorie im Kollegium allerdings eher gering – viele waren um die zehn Jahre älter als ich. Dennoch ist es 2008 gelungen, Mailkonten für das gesamte Kollegium einzuführen. Die Implementierung digitaler Tafeln im Unterricht folgte 2010 und die Einführung von Moodle 2016. Vier Jahre später erhielten wir eine Glasfaseranbindung an das Netzwerk der Stadt Mannheim. Die Einführung des digitalen Klassenbuchs im Jahr 2021 und die Neugestaltung unserer Homepage sowie die Erneuerung der Digitalausstattung der Unterrichtsräume zwischen 2020 und 2022 haben unsere digitale Präsenz weiter gestärkt. In 2022 schließlich haben wir iPads für Lehrkräfte eingeführt.

Harald Gesell:
Nach meinem „Insiderwissen“ verfolgt dich aber inzwischen der Ruf, die digitale Innovation eher zu bremsen.

Rainer Halfar:
Jetzt bin ich der Ältere, und zwar meist zwei bis drei Jahrzehnte älter als mein überwiegend junges Kollegium, und sehe zunehmend auch Risiken einer ungehemmten Digitalisierung, Stichwort „Chat-GPT“.

Harald Gesell:
Wie schon good old Bob erkannte: „The Times They Are A-Changin´”.

Rainer Halfar:
Tatsächlich bremse ich heute mehr. Denn ich sehe mich inzwischen in einer anderen Aufgabe und Verantwortung. Die Aussage „Alleine der Schulleiter ist für den Datenschutz an der Schule verantwortlich.“ ist für mich keine Win-win-Situation. Die Kolleginnen und Kollegen fordern möglichst viel Freiheit in ihrem digitalen Handeln, ohne letztendlich die Verantwortung dafür tragen zu müssen, und so sitze ich als Schulleiter zwischen allen Stühlen: hier die Eltern, die eine ganz enge Auslegung des Datenschutzes fordern, oder andere, denen Datenschutz völlig egal ist; und dort die Schüler als „Digital Natives“, die v.a. während der Pubertät mit den Angeboten im Netz ohne Hilfestellung durch die Schule meist völlig überfordert sind; dazu kommen noch die vorgesetzten Behörden, die die Anwendung des Datenschutzes noch nicht in allen Facetten für sich selbst geklärt haben, außerdem ein besonders restriktiver Datenschutzbeauftragter in Baden-Württemberg und dann noch die Juristen, die mir bei Anfragen oft antworten: „Alleine der Schulleiter ist für den Datenschutz an der Schule verantwortlich“.

Harald Gesell:
Kann man dieses Problem überhaupt lösen?

Rainer Halfar:
Es ist wichtig, dass wir als Schule die Digitalisierung und den Datenschutz ernst nehmen und die Privatsphäre unserer Schülerinnen und Schüler schützen. Dies erfordert jedoch eine sorgfältige Abwägung zwischen den Möglichkeiten der Digitalisierung und den damit verbundenen Risiken. Als Schulleiter stehe ich vor der Aufgabe, diese Balance zu finden und sicherzustellen, dass wir die rechtlichen Anforderungen erfüllen und gleichzeitig den Bildungsprozess bestmöglich unterstützen. Es ist von großer Bedeutung, die Schülerinnen und Schüler in Bezug auf den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien und mit ihren persönlichen Daten zu schulen. Ich hoffe, dass wir in Zukunft bessere Lösungen finden, die juristisch tragfähig sind.

Harald Gesell:
Abgesehen von der baulichen Umgestaltung und der Digitalisierung: Gibt es weitere positive Entwicklungen?

Rainer Halfar:
Im MINT-Bereich (Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik und Technik) haben wir – ausgehend von der Neugestaltung der Räume für die Naturwissenschaften bis hin zur Einführung des Profilfaches IMP – sehr große Fortschritte gemacht.
Die Zertifizierung als "MINT-freundliche Schule" 2019 ist eine große Anerkennung für unsere Anstrengungen, MINT-Fächer zu fördern und Schülern die Möglichkeit zu geben, ihre Interessen und Fähigkeiten in diesen Bereichen zukunftsweisend weiterzuentwickeln. Und die Zertifizierung als "Digitale Schule" 2022 ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung einer zeitgemäßen Bildung.

Zusammenfassend kann ich feststellen: Diese vielfältigen Entwicklungen und Investitionen haben dazu beigetragen, dass unsere Schule heute als moderne und zukunftsorientierte Bildungseinrichtung wahrgenommen wird. Ich bin stolz auf das Erreichte und wünsche der neuen Schulleitung viel Erfolg bei der Weiterentwicklung unserer Schule.

Harald Gesell:
Und womit bist Du in deiner Rückschau weniger zufrieden?

Rainer Halfar:
Leider habe ich es nicht geschafft, unser Chinesisch-Angebot stärker in der Schule zu verankern.

1989 war ich zum ersten Mal in China und bin am Vorabend der Ereignisse auf dem Tian’anmen-Platz abgereist. Plötzlich waren alle universitären Brücken nach China, die ich während meiner Promotion aufgebaut hatte, abgerissen. Eine ähnliche Situation – der Verlust von jahrelangen und guten Kontakten – könnte sich heute wiederholen.

Das Angebot für unsere Schülerinnen und Schüler, sich mit der chinesischen Sprache und Kultur auseinanderzusetzen, liegt mir persönlich sehr am Herzen. Die Einführung des kontinuierlichen China-Austauschs im Jahr 2007 sowie die Integration von Chinesisch als spät beginnende Fremdsprache im Jahr 2009 und als Wahlfach in der Sekundarstufe II im Jahr 2010 waren bedeutende Schritte, um den Schülern interkulturelle Erfahrungen zu ermöglichen und sie auf die Anforderungen einer globalisierten Welt vorzubereiten.

Heute stehen wir vor einer ähnlichen Situation. Die Corona-Pandemie und die sich veränderten politischen Beziehungen zu China stellen zweifellos große Herausforderungen dar. Unabhängig von den derzeitigen politischen Gegebenheiten zwischen Deutschland und China sollten wir jungen Menschen aber weiterhin die Möglichkeit geben, ihre Sprachkenntnisse zu erweitern und ein tiefgreifendes Verständnis für die chinesische Kultur zu entwickeln.

Ich hoffe zutiefst, dass die Tradition des Chinesisch-Angebots am Feudenheim-Gymnasium fortgesetzt werden kann. Daher möchte ich die Entscheidungsträger – das Regierungspräsidium und die Schulgemeinschaft des FGM – ermutigen, die immense Bedeutung dieser Bildungsmöglichkeit zu erkennen und die notwendigen Schritte zu unternehmen, um sie zu bewahren.

Es liegt in unserer Verantwortung, jungen Menschen die Chance zu geben, interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln, um sie auf eine zunehmend vernetzte, aber auch zunehmend multipolare Welt vorzubereiten.

Harald Gesell:
Die letzten Monate meines eigenen Lehrerdaseins am FGM waren ja von den Corona-Maßnahmen geprägt – einerseits leider, anderseits eine im Rückblick wichtige Erfahrung für mich. Welche Spuren hat Corona deiner Meinung nach in den Schulen hinterlassen?

Rainer Halfar:
Eine umfassende Wertung ist in der Kürze des Interviews nicht möglich, sodass ich mich nur auf einige Aspekte beschränke: Corona und die damit verbundenen Maßnahmen haben uns vor enorme Herausforderungen gestellt und sowohl positive als auch negative Entwicklungen mit sich gebracht.

Auf der positiven Seite steht zweifellos die verstärkte Digitalisierung des Bildungssystems. Plötzlich waren wir alle, von der Politik über die Schulbehörde bis hin zu den Lehrkräften, Schülern und Eltern, gezwungen, uns intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es war erfreulich zu sehen, dass finanzielle Ressourcen bereitgestellt wurden, die in ihrer Höhe zuvor undenkbar schienen. Dies ermöglichte es uns, in kurzer Zeit digitale Werkzeuge und Ressourcen einzuführen, die den Unterrichtsprozess unterstützten. Hier gilt neben den staatlichen und kommunalen Stellen besonders der HOPP-Foundation unser besonderer Dank. Diese hat uns mit dem Tool „Jitsi“ und später mit Gerätespenden schnell und flexibel unterstützt.

Die Geschwindigkeit, mit der wir auf digitale Unterrichtsmethoden umstellen mussten, war enorm. Es war eine steile Lernkurve für uns alle, von null auf hundert zu gehen. Die Lehrkräfte benötigten rasche Fortbildungen und Unterstützung, um die neuen Technologien effektiv in den Unterricht zu integrieren.

Gleichzeitig wurden wir mit einer Vielzahl von detaillierten Anordnungen konfrontiert, die uns nur begrenzte Spielräume für individuelle Anpassungen ließen.

Eine der schwerwiegendsten Auswirkungen war die zunehmende Vereinsamung und die Zunahme von psychischen Problemen bei den Schülern aufgrund der Kontaktarmut während der Schulschließungen. Die fehlende soziale Interaktion untereinander – aber eben auch mit den Lehrern – und der Mangel an Bewegungsmöglichkeiten hatten negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden unserer Schülerinnen und Schüler. Wir beobachten nach Corona eine Zunahme von Verhaltensauffälligkeiten und Leistungsproblemen, insbesondere in der Unterstufe.

Es ist offensichtlich, dass wir als Schule und Bildungseinrichtung noch lange Zeit benötigen werden, um die Folgen der Schulschließungen und der Corona-Pandemie vollständig aufzuarbeiten. Wir müssen die psychischen und sozialen Bedürfnisse unserer Schülerinnen und Schüler ernst nehmen und ihnen die notwendige Unterstützung bieten, um diese herausfordernde Zeit zu bewältigen.

Harald Gesell:
Eigentlich wärst du schon 2021, ein Jahr nach mir, in Pension gegangen. Warum hast du zweimal verlängert?

Rainer Halfar:
Als ich zum ersten Mal verlängert habe, befanden wir uns noch mitten in der Corona-Zeit, und ich hatte das Bestreben, die Schule in einem guten Zustand zu übergeben. Es gab noch vieles kurzfristig zu erledigen, und ich wollte sicherstellen, dass ich alles geordnet übergebe. Vieles war noch provisorisch, sozusagen im Corona-Modus …

Bei der zweiten Verlängerung 2022 war abzusehen, dass es keine Kandidaten für die Schulleitung geben würde, da gleichzeitig vier andere Gymnasien in Mannheim eine solche ebenfalls suchten. So habe ich die Vakanz für ein weiteres Jahr ausgefüllt.
Aber vielleicht hat mir gerade dieses letzte Jahr gezeigt, dass es auch für mich jetzt Zeit ist loszulassen, und mir damit den bevorstehenden Abschied erleichtert. Vielleicht ist es das, was du mir 2020 bei deiner Verabschiedung sagtest: „Es ist jetzt Zeit für eine neue Generation!“

Harald Gesell:
Wie siehst du die Zukunft des FGM?

Rainer Halfar:
Angesichts der erreichten Fortschritte und des starken Fundaments bin ich zuversichtlich, dass das Feudenheim-Gymnasium mit seinem inzwischen stark verjüngten und engagierten Kollegium alle Voraussetzungen besitzt, gemeinsam mit den Schülern und ihren Eltern die Zukunft anzupacken.

Insgesamt bin ich stolz auf das Erreichte und möchte allen danken, die mich bei meinen Projekten loyal, aber auch kritisch begleitet haben. Viele der Maßnahmen wären nicht ohne Teamarbeit und Networking auf verschiedenen Ebenen sowie ohne die Unterstützung und Zusammenarbeit mit Vorgesetzten, Behörden, Eltern, Schülerinnen und Schülern, Kolleginnen und Kollegen sowie weiteren Unterstützern umsetzbar gewesen. Sie alle haben einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung unserer Schule geleistet.

Es war mir eine Ehre und Freude, Schulleiter am Feudenheim-Gymnasium zu sein. Ich möchte allen mein herzliches Dankeschön aussprechen und wünsche unserer Schulgemeinschaft alles Gute für die Zukunft.

Harald Gesell:
Wie geht es jetzt bei dir weiter?

Rainer Halfar (lacht):


Harald Gesell:
Und was wirst du am ersten Schultag des neuen Schuljahres machen?

Rainer Halfar:
Ich lade dich in die nachmittägliche Seniorenvorstellung von „Casablanca“ ein. – Harald, ich glaube, das ist die Fortsetzung „einer wunderbaren Freundschaft“.